Forschung und Wissenschaft

Wissenschaftliche Forschung und die erfolgreiche und individuelle Versorgung von Patient:innen sind untrennbar miteinander verknüpft.

Die Forschungsschwerpunkte am koordinierenden Zentrum im UKE umfassen die therapieorientierte klinische Forschung und experimentelle Grundlagenforschung zu Schlaganfall und anderen neurovaskulären Erkrankungen.

Schwerpunkte sind die Entwicklung und Anwendung neuer Therapieverfahren in klinischen Studien, Neuroplastizität, Schlaganfallursachen, Mechanismen der funktionellen Erholung nach Schlaganfall (molekularbiologisch und systemphysiologisch). Dies wird erreicht durch die Integration der neurobiologischen und systemphysiologischen Labore in die bestehende erfolgreiche Grundlagenforschung auf dem Gebiet der immunologischen Erkrankungen und systemischen Neurowissenschaften.

Klinische Studien

Das koordinierende Zentrum am UKE initiiert klinische Studien zur Verbesserung der Schlaganfallversorgung und nimmt an internationalen klinischen Studien teil.

WAKE-UP Studie

Thrombolyse bei unbekanntem Symptombeginn bei Indikationsstellung mittels MRT

Die WAKE-UP Studie hat gezeigt, dass die intravenöse Thrombolyse bei Schlaganfallpatienten mit unbekanntem Symptombeginn bei Indikationsstellung mittels MRT effektiv und sicher durchgeführt werden kann. Basis hierfür ist der Nachweis eines DWI-FLAIR-Mismatch, d.h. einer akuten Läsion im diffusionsgewichteten Bild (DWI) bei Fehlen einer deutlichen Läsion im FLAIR-Bild. Um eine sichere Beurteilung der MRT-Bilder zu garantieren hat das WAKE-UP Konsortium eine Trainings- und Test-Software zur Bildbeurteilung entwickelt. Diese Software ist nun web-basiert frei zugänglich.

Publikationen:

  • Thomalla G, Simonsen CZ, Boutitie F, et al. MRI-Guided Thrombolysis for Stroke with Unknown Time of Onset. N Engl J Med. 2018;379(7):611-622.
  • Thomalla G, Boutitie F, Ma H, et al. Intravenous alteplase for stroke with unknown time of onset guided by advanced imaging: systematic review and meta-analysis of individual patient data. Lancet. 2020;396(10262):1574-1584.

TENSION Studie

Thrombektomie bei größeren Schlaganfällen und im erweiterten Zeitfenster

TENSION ist eine europäische, von akademischen Forschern initiierte, randomisierte, prospektive Studie mit verblindeter Endpunkteinschätzung. In dieser Studie soll getestet werden, ob die mechanische Thrombektomie bei Schlaganfallpatienten mit bereits größeren ischämischen Schlaganfällen wirksam ist, einschließlich Patient:innen, die sich in einem späten Zeitfenster befinden. Diese Patient:innen werden auf der Basis aktueller Leitlinienempfehlungen derzeit im Rahmen der klinischen Routine nicht regelhaft mit einer Thrombektomie behandelt. Für Patienten mit bereits ausgedehnten Hirnläsionen ist der Nutzen einer Thrombektomie jedoch ungewiss, da diese Patienten in der Regel von früheren klinischen Studien zur Behandlung des endovaskulären Schlaganfalls ausgeschlossen wurden.

Das zentrale Ziel von TENSION ist die Beurteilung, ob Behandlung mittels Thrombektomie das klinische Ergebnis, das Überleben und die Lebensqualität der Patient:innen verbessert. Wenn die Ergebnisse der Studie positiv sind, könnte dieser Behandlungsansatz zeitnah in ganz Europa implementiert werden. Dies würde die Chancengleichheit in der Behandlung begünstigen, zu einem verbesserten funktionellen Ergebnis und damit weniger Todesopfern und Schwerbehinderten in ganz Europa führen, sowie eine messbare Senkung der Folgekosten für die Schlaganfallversorgung bedeuten.

Neue Versorgungsformen beim Schlaganfall: StroCare

Optimierte sektorenübergreifende, koordinierte und evidenzbasierte Behandlung von Schlaganfallpatient:innen durch übergreifende Prozessverantwortung und patientenorientierte Ergebnisqualitätsmessung

Der Schlaganfall ist die häufigste Ursache für bleibende Behinderung im Erwachsenenalter. Dank besserer Behandlungsmöglichkeiten überleben heute immer mehr Menschen einen Schlaganfall. Durch die steigende Zahl Langzeitüberlebender wird die Nachsorge immer wichtiger. Es gilt, drohende Rückfälle frühzeitig zu erkennen und zu verhindern.

Ausgangspunkt für StroCare ist die aktuell verbesserungswürdige Schlaganfallnachsorge, in der den Patienten nach der Rehabilitation häufig direkte Ansprechpartner für ihre Fragen und Sorgen und für die Steuerung der medizinischen Maßnahmen zur Vorbeugung neuer Schlaganfälle fehlen. StroCare will die Nachsorge verbessern, indem es Ärzte verschiedener Fachrichtungen sowie ambulante und stationäre Therapien stärker miteinander vernetzt und eine patientenzentrierte Messung der Ergebnisqualität integriert.

Ziele sind:

  • bessere Behandlungsprozesse, die die Wartezeiten der Patienten auf weiterführende Therapien verkürzen und die Betroffenen besser informieren.
  • Behandlung von Risikofaktoren wie einem erhöhten Blutdruck
  • Höhere Behandlungsqualität soll Komplikationen und erneute Schlaganfällen verhindern, sie soll die Lebensqualität und die Teilhabe vieler Patienten verbessern.

Im Projekt StroCare erhält eine Gruppe von Patienten die neue Form der vernetzten Schlaganfallnachsorge, während die Vergleichsgruppe die derzeit übliche Schlaganfallnachsorge erhält. Um den Erfolg der vernetzten Nachsorge bestimmen zu können, werden die dafür relevanten Daten bereits kurz nach dem Schlaganfall in der Klinik, während der Rehabilitation und während der ambulanten Nachsorge erhoben. Das Projekt wird durch den Innovationsausschuss des gemeinsamen Bundesausschusses gefördert.

Das Deutsche Schlaganfallregister

Die Klinik für Neurologie des UKE beteiligt sich federführend im Leitungsgremium und Datenmanagement des Deutschen Schlaganfallregisters (German Stroke Registry, GSR), welches ein multizentrisches, prospektiv und observierend ausgerichtetes Register zur Schlaganfalltherapie in Deutschland ist. Das primäre Ziel des Registers liegt hierbei in der Datenerfassung und -analyse von Durchführung, Sicherheit und Effektivität der endovaskulären Therapie im Rahmen der Akutbehandlung des ischämischen Schlaganfalls. Das Register finanziert sich selbstständig und ohne externe Beteiligung, womit die finanzielle Unabhängigkeit gegenüber Dritten gewährleistet wird.